Lützen
2017
Der Neubau schließt das Gedenkstättenareal nach Nordosten hin ab und lässt zwischen Kirche und Neubau einen zum Acker (Schlachtfeld) hin offenen Platz entstehen. Da die wesentlichen Teile der Baumasse nicht höher als 10m sind, wird das bestehende Ensemble um einen weiteren Baustein maßstabsvoll ergänzt. Das Gebäude ist durch eine zurückhaltende Gestalt gekennzeichnet und erweitert das Ensemble um einen zusätzlichen Baustein. Städtebaulich schafft das Haus durch Form und Stellung einen neuen Außenraum, der eine räumliche Mitte für das Ensemble bildet. Die Hülle nimmt mit ihrer vertikalen Gliederung Bezug auf die vorhandenen baulichen Elemente und ist durch seine Materialität Teil der umgebenden Baumstruktur. Das Haus ordnet sich in Höhe und Größe in das vorhandene und zukünftige Gefüge aus Gebäuden und Bäumen gut ein. Die zugleich zurückhaltende und auffallende Oberfläche gibt dem Gebäude ein zugleich monolithisches sowie rätselhaftes Gepräge als Hinweis auf weit zurückliegende Ereignisse. Der Neubau bildet im Ensemble ein eigenständiges Volumen – Materialität und Farbe (geschwärztes Holz) erzeugen Homogenität, die Fassadenstruktur greift das vertikale Erscheinungsbild des Baldachins sowie der Kapelle auf und erzeugt die erforderliche Maßstäblichkeit auch im Detail. Das silbrig-schwarz schimmernde Material verfügt über die stark texturierte Oberfläche von verkohltem Holz. Die Herstellung der Oberflächen erfolgt durch eine alte, auf heutige Anforderungen angepasste Handwerksmethode des Holzschutzes: Durch flächiges Ankohlen des Materials werden die Holzzellen verdichtet und dadurch gegen Schädlinge, Schimmelpilze, Wasser und Verwitterung geschützt. Das verkohlte Holz steht als Metapher für die Schrecken des Krieges im Begriff der „verbrannten Erde“. Großflächige Fensteröffnungen zur Betonung signifikanter Blickbezüge öffnen die Fassade und schaffen präzise Verbindungen zwischen Innen und Außen. Im Inneren sind die Räume um das Exponat des Massengrabes als Zentrum organisiert. Dies findet sich auch als Motiv der Wegeführung: die Dauerausstellung 2 entwickelt sich im Obergeschoss um das Volumen der Dauerausstellung 1 im Erdgeschoss. Blicke von verschiedenen Standpunkten machen das Exponat aus verschiedenen Richtungen und Höhen erfahrbar.